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Die Hebamme – von Schwangerschaft bis Wochenbett eine wichtige Begleitung für werdende Mütter

16. März 2021|8 Min. Lesezeit

Hören wir Hebamme, sind unsere Gedanken direkt bei der Geburtshilfe. Doch eine Hebamme macht weit mehr, als dich „nur“ dabei zu unterstützen dein Baby auf die Welt zu bringen. Spätestens, wenn man sich verinnerlicht, dass eine Hebamme bei einer Geburt anwesend sein muss, wird die Wichtigkeit um so deutlicher. Die Arbeit einer Hebamme beginnt weit früher und geht weit über Geburt und Wochenbett hinaus. Vielleicht fragst du dich noch worin sich Beleghebamme und Hebamme unterscheiden und wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit der Suche nach einer Hebamme zu beginnen?

In unserem Artikel erfährst du, wie weitreichend die Aufgaben einer Hebamme sind, welche unterschiedlichen Arten an Hebammen es gibt und noch vieles mehr.

Sandra Franzke

Hi, ich bin Sandra, 35 Jahre alt und Mama einer kleinen Räubertochter, sowie Gründerin des Podcasts #happy - Glückliche Schwangerschaft und angstfreie Geburt

Die Hebamme und ihre Aufgaben

Die Aufgaben von Hebammen sind sehr vielfältig, angefangen von der Schwangerschaftsvorsorge über die Geburtsvorbereitung, die Wochenbettbetreuung und die Begleitung der gesamten Stillzeit. Eine Hebamme ist dafür ausgebildet, dich die gesamten 40 Schwangerschaftswochen zu begleiten, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und dich mental auf den Weg in deinen neuen Lebensabschnitt zu unterstützen.

Hebammen haben eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung genossen, haben dabei aber immer die ganzheitliche gesundheitliche und mentale Verfassung von Mama und der gesamten Familie im Blick. Um Schwangere auch über die medizinische Vor‐ und Nachsorge hinweg begleiten zu können, haben viele Hebammen tolle Sonderqualifikationen und sind in vielen Fällen Hebamme, Stillberaterin, Beikostberaterin und Co in einem. Aber lies selbst, welch breites Spektrum eine Hebamme abbildet.

Die Hebamme – Beratung und Schwangerschaftsvorsorge

Hebammen begleiten dich die gesamten 40 Schwangerschaftswochen, sie sind vertrauensvoller Ansprechpartner für alle physischen und psychischen Aspekte. Eine Hebamme kann deine Schwangerschaft feststellen und bestätigen und ist dazu befähigt dir deinen Mutterpass auszustellen. Sofern keine Risikoschwangerschaft vorliegt und du gesund bist, kann die Hebamme fast alle im Mutterpass vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen übernehmen.

Die medizinische Betreuung einer Hebamme in der Schwangerschaft umfasst folgende Leistungen:

  • Die regelmäßige Kontrolle von Gewicht und Blutdruck 
  • Die regelmäßige Kontrolle deiner Urinwerte
  • Überprüfung der Herztöne des Babys
  • Stellen die Lage des Babys fest 
  • Kontrolle von Wachstum und Größe des Babys
  • Überwachung der Wehentätigkeit zum Ende deiner Schwangerschaft

 

Was die wenigsten wissen, die Hebamme ist dazu ausgebildet, alle gesetzlich vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen inkl. Laboruntersuchungen durchzuführen. Einzig und allein dem Arzt obliegen die Ultraschalluntersuchungen. Sollten sich Risiken oder Beschwerden abseits eines normalen Schwangerschaftsverlaufes abzeichnen, wird dich deine Hebamme immer an deine Frauenärztin verweisen. 

 

Darüber hinaus gibt die Hebamme wertvolle Tipps und ist vertrauensvoller Ansprechpartner für die folgenden Themen:

  • Ratgeber zu Ernährung
  • Entscheidungshilfe bei der Wahl des Geburtsortes (Klinikgeburt, Hausgeburt, Geburtshaus, etc.)
  • Erklärung des Geburtsverlaufes
  • Mentale Veränderungen, die mit der neuen Lebenssituation einher gehen
  • Schwangerschaftsbeschwerden und körperliche Veränderungen

 

Alles in allem ist die Schwangerschaftsvorsorge durch die Hebamme eine wundervolle Möglichkeit, das Urvertrauen in seinen Körper zu unterstützen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu der Hebamme aufzubauen.
 

Die Hebamme – Geburtsvorbereitung und Geburtshilfe

Die meisten Hebammen bieten neben ihrer Arbeit als Hebamme zusätzlich wertvolle Kurse rund um die Schwangerschaft an. Die Geburtsvorbereitung ist ein sehr naheliegendes Angebot von Hebammen. Im Rahmen eines Geburtsvorbereitungskurses wird dir der Geburtsverlauf näher erläutert, es gibt praktische Übungen zur Atmung und du erhältst viele Informationen rund um Geburt und die Zeit danach.

 

Ist der Tag endlich gekommen und dein Baby macht sich auf den Weg auf unsere Welt übernimmt, die Hebamme folgende wichtige Aufgaben:

  • Empfang der werdenden Mama im Kreissaal oder Geburtshaus
  • Kontrolle der Wehentätigkeit und der Herztöne des Babys in jedem Abschnitt der Geburt
  • Begleitung und Anleitung zur Entspannung unter der Geburt in den Wehen-Pausen
  • Protokollierung des Geburtsverlaufs
  • Schutz des Dammes bei der Geburt des Köpfchens
  • Erstuntersuchung des Babys nach der Geburt und Durchtrennen der Nabelschnur
  • Begleitung der Nachgeburt und Starthilfe beim ersten Stillen

 

Eine Hebamme begleitet dich durch die gesamte Geburt. Bei einem komplikationsfreien Verlauf der Geburt, ist die Anwesenheit eines Arztes nicht zwingend notwendig. Sollten sich während der Geburt Komplikationen abzeichnen, wird zu jeder Zeit ein Arzt hinzugenzogen.

 

Die Hebamme – Wochenbett und Stillzeit

Direkt nach der Geburt beginnt eine ganz einzigartige Zeit, die sich das Wochenbett oder auch liebevoll Kuschelzeit nennt. Das Wochenbett ist der Startschuss in einen neuen Lebensabschnitt. In dieser Zeit benötigen frischgebackene Eltern besonders liebevolle und intensive Unterstützung. Die Hebamme steht hier nicht nur mit Rat und Tat zur Seite und hilft beim ersten Anziehen, sondern sie kontrolliert auch die Gewichtsentwicklung des Babys und hilft unter anderem beim ersten Bad. 

Ein wichtiger Bestandteil der Wochenbettbetreuung oder auch Nachsorge genannt ist die Versorgung der Mama. Die Hebamme überwacht die Rückbildung der Gebärmutter, die Heilung etwaiger Geburtsverletzungen und kontrolliert die Entwicklung des Wochenflusses. Darüber hinaus ist sie eine große mentale Stütze für die frischgebackene Mama und begleitet sie auch psychisch in den ersten Wochen nach der Geburt. Eine Hebamme hat sehr sensible Antennen und erkennt sehr schnell erste Anzeichen einer postnatalen Depression und kann fachmännisch reagieren.

Das Wochenbett geht auch mit dem Aufbau einer Stillbeziehung zu dem neuen Erdenbürger einher. Die Hebamme ist hier ein wichtiger Baustein, um den Stillstart so reibungslos wie möglich zu gestalten. Bereits in den letzten Wochen der Schwangerschaft bereitet sie die werdende Mama auf das Stillen vor. Nach der Geburt hilft sie der Mama, um in eine Stillroutine zu finden und leistet wertvolle Hilfestellung, um im Handling und diversen Stillpositionen Sicherheit zu finden.

Verschiedene Arten von Hebammen

Fast so vielfältig wie ihre Aufgaben sind, unterscheidet man zudem noch in verschiedene Arten von Hebammen. Sicherlich ist dir der ein oder andere Begriff schon mal über den Weg gelaufen. Damit du einen besseren Überblick darüber hast, worin sich die verschiedenen Arten unterscheiden, haben wir dir die wichtigsten Differnzierungen zusammengestellt.

Angestellte Hebamme vs. Freiberufliche Hebamme

Im ersten Schritt unterscheidet man zwischen Freiberuflichen Hebammen und Angestellten Hebammen. Wohingegen angestellte Hebammen in Hebammenpraxen oder Krankhäusern angestellt sind, arbeiten freiberufliche Hebammen Krankenhausunabhängig. Nicht selten arbeiten freiberufliche Hebammen mit Hebammenpraxen zusammen, nutzen deren Räumlichkeiten und Netzwerke. Sowohl angestellte wie auch freiberufliche Hebammen können sowohl Schwangerschaftsvorsorgen, Geburtshilfe wie auch Nachsorge übernehmen.

In der Praxis beschränkt sich die Betreuung in der Schwangerschaft zumeist entweder auf die Vorsorge und Nachsorge oder auf die Geburtshilfe. Das heißt, du hast eine Hebamme, die die deine Schwangerschaftsvor‐ und ‐nachsorge übernimmt, die Begleitung unter der Geburt wird durch eine angestellte Hebamme an deinem Geburtsort übernommen.

Die Beleghebamme

Man bezeichnet es unter werdenden Mamas auch als Sechser im Lotto, die Beleghebamme. Eine Beleghebamme übernimmt zusätzlich zu Schwangerschaftsvor‐ und ‐nachsorge auch noch die Geburtsbegleitung. Das Schöne daran, die Hebamme, die über die 40 Schwangerschaftswochen zu einer Vertrauensperson geworden ist, betreut dich auch unter der Geburt. Beleghebammen sind in der Regel an bestimmte Kranken‐ oder Geburtshäuser gebunden und leider sehr rar. 

Wann Hebamme suchen?

Wo wir gerade bei „rar“ sind. Eine Beleghebamme zu finden, gleicht einem Sechser im Lotto, überhaupt eine Hebamme zu finden ist quasi der Dreier im Lotto. Würdest du eine Hebamme fragen, wann der perfekte Zeitpunkt ist, sich eine Hebamme zu suchen, würde diese wahrscheinlich „Mit Kinderwunsch“ antworten. 

Vor ein paar Jahren wäre es vermutlich ausreichend gewesen, wenn du mit der Suche nach einer Hebamme mit dem Beginn des zweiten Trimesters begonnen hättest. Heute ist es auf jeden Fall empfehlenswert, nach der bestätigten Schwangerschaft mit der Suche zu beginnen. Selbst wenn du sehr zeitig beginnst, kann die Suche nach der richtigen Hebamme sehr aufwendig uns zäh sein. Wenige Hebammen haben Webseiten, in der Regel hast du einfach nur lange Telefonlisten die zu abtelefonieren musst. Die kann eine sehr mühselige und frustrierende Arbeit sein. 

Hebamme gefunden und keine Ahnung wie du dich auf das Erstgespräch vorbereitest? Dann schaue dir das Video an und erfahre, wie du dich auf diesen spannenden Termin vorbereiten kannst.

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Keine Hebamme gefunden – Was tun?

Die Hebammensuche ist in den letzten Jahren sehr schwer geworden und viele werdenden Elternpaare müssen die ersten Wochen allein meistern, da sie keine Hebamme gefunden haben, welche die Nachsorge und Wochenbettbetreuung übernehmen kann. Was die wenigsten jedoch wissen, dass es im Sozialgesetzbuch in Paragraph § 24d SGB V Ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe festgehalten ist, dass jeder Schwangeren Anspruch auf Hebammenhilfe hat.

 

„Die Versicherte hat während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung sowie auf Hebammenhilfe einschließlich der Untersuchungen zur Feststellung der Schwangerschaft und zur Schwangerenvorsorge; ein Anspruch auf Hebammenhilfe im Hinblick auf die Wochenbettbetreuung besteht bis zum Ablauf von zwölf Wochen nach der Geburt, weitergehende Leistungen bedürfen der ärztlichen Anordnung. Sofern das Kind nach der Entbindung nicht von der Versicherten versorgt werden kann, hat das versicherte Kind Anspruch auf die Leistungen der Hebammenhilfe, die sich auf dieses beziehen."

 

Als Alternative zu der individuellen Hebammenbetreuung werden oft Hebammensprechstunden angeboten. Diese können frischgebackene Eltern nutzen, die leider keine 1:1 Betreuung in Anspruch nehmen können. Um ehrlich zu bleiben ist dies sicherlich eine dankbare Alternative, verfehlt jedoch die verschriebene Ruhe, die einen Mama im Wochenbett genießen sollte. 

Unser BabyQ‐Tipp, was du tun kannst, wenn du keine Hebamme gefunden hast:

  • Kontaktiere deine Krankenkasse und mache auf deine Situation aufmerksam und fordere Hilfe ein
  • Lasse dich nicht mit angebotenen Wochenbettsprechstunden vertrösten, eine 1:1 Betreuung steht dir per Gesetz zu
  • Egal ob du keine Hebamme findest, die deine gewünschte Hausgeburt begleiten kann, oder ob du keine Vor‐ und Nachsorge Hebamme findest, nutze die Landkarte der Unterversorgung, um auf das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage aufmerksam zu machen.
  • Über die Initiative „Lieber Jens“ kannst du dich an das Gesundheitsministerium wenden, um auf den Hebammenmangel und deren Folgen aufmerksam zu machen.
  • Auf der Seite des Deutschen Hebammenverbandes findest du Informationen und Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst, wenn du keine Hebamme gefunden hast.

Die richtige Hebamme finden?

Mit „Ammely“ wurde eine Plattform geschaffen, auf der du einfach und mit ein paar Klicks eine Hebamme finden kannst, die zu deinen Vorstellungen passt. Auf der Plattform Ammely kannst du eingeben, nach welcher Art Hebamme du suchst und Besonderheit, wie den Wunsch einer Hausgeburt angeben. Ammely ist gemeinsam mit dem Deutschen Hebammenverband entstanden und ist eine tolle Möglichkeit, ohne viel Aufwand eine Hebamme zu finden die zu dir passt.

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